des wahnsinns knusprige beute

einblicke und ausblicke in das und aus dem leben eines doktoratsstudenten auf der suche nach.... ja, was eigentlich?

Montag, Oktober 16, 2006

zu langsam

hm, hab gerade das datum meines letzten blogs gesehn und bemerkt, daß ich ganze fünfeinhalb monate nichts von mir gegeben habe. tja, das mag daran liegen, daß es mir in letzter zeit bedauerlicherweise an inspiration fehlt. auch meine anderen zwei blogs schreibe ich mehr oder weniger zwangshalber, gerade um meine freunde im ausland auch mal wissen zu lassen, was sich in meinem leben so abspielt.
es waren sehr intensive monate, die hinter mir liegen. bin eigentlich nie richtig zur ruhe gekommen, es war immer etwas los. jetzt, seit ich mitte september von einem 2monatigen aufenthalt in japan zurück gekommen bin, ist es das erste mal ruhig geworden um mich. fast zu ruhig. diese ruhe war ich nicht mehr gewohnt und es hat einige zeit gebraucht, bis mich die stille nicht mehr erdrückt hat. wenn man 3 monate lang immer von leuten umgeben ist, kommt man sich dann plötzlich ziemlich einsam vor, ziellos. man hört noch den nachhall all der stimmen, die einen die letzten wochen begleitet haben, man hört sie verhallen, und dann auf einmal ist alles ruhig. man muß sich erst wieder angewöhnen, die eigene stimme, die eigenen gedanken zu hören, und sie richtig zu deuten. der mensch ist ein gewohnheitstier, er gewöhnt sich allzu schnell an neue situationen, nur wenn er wieder in alte situationen zurückgeworfen wird, kommt er ins schleudern.
etwas was ich in den letzten monaten wieder einmal gemerkt habe, ist daß ich zu lange warte. ich habe zuviel geduld, ich möchte zu sehr auf nummer sicher gehen. seit april bemerke ich, daß ich gefühle für ein japanisches mädchen hier in graz entwickelt habe, und scheinbar war ich auch ihr nicht ganz gleichgültig. wir haben viel zeit miteinander verbracht, zusammen gegessen, getrunken, gelacht.... es war echt schön, und ich hätte genug möglichkeiten gehabt, ihr gegenüber über meine gefühle zu sprechen, nur.... ich habs nicht getan, aus irgendeinem grund. schon seit jeher ist es mir schwer gefallen, meine gefühle mit worten zu gestehen, ich war immer mehr der typ, der durch handlungen aussagen zu treffen versucht. nur scheinbar reicht das nicht. so hab ich mich monatelang dahingequält und gehofft, daß sie all die zeichen, die ich ausgesendet habe zu lesen versteht. und es kamen ja durchaus auch zeichen zurück. nur fand ich keine worte. und als ich sie endlich fand, waren die umstände so ungünstig, daß ich sie nicht sagen konnte. zuerst kam ihr bruder für einen monat zu besuch, danach fuhren wir alle zusammen nach japan, und als ich sie dort besuchte war ständig ihre familie da. also entschloß ich mich, ihr nach meiner rückkehr nach österreich meine gefühle zu gestehen. sie flog schon einen monat vor mir hierher zurück und von diesem zeitpunkt an hatte ich ein mulmiges gefühl als ob sich etwas anbahnen würde. und ich hatte recht...
als ich nach graz zurückkam und mich mit ihr traf, noch bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, wie ich ihr gegenüber über meine gefühle sprechen sollte, kam ich durch vieles nachfragen darauf, daß sie seit kurz nach ihrer rückkehr nach österreich einen freund hatte, der ihr scheinbar schon vor einiger zeit seine gefühle gestanden hatte, nur hatte sie nie geantwortet... hätte ich dasselbe getan, wie würde es jetzt wohl aussehen.
so aber kann ich mich nur mit der realität abfinden, daß ich wieder einmal zu lange gewartet habe...
ich finde es schwer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren, wenn da vor meinem geistigen auge ständig die möglichkeiten vorbeiziehen, die ich hatte, sie von mir zu überzeugen...
ich muß lernen, mehr mut zu fassen, und gefühlen zu vertrauen, ohne sie vorher bis ins detail überprüft zu haben. so kommt man zu nichts... nur zu einem scherbenhaufen, in dem man das reflektiert sieht, was man hätte erreichen können, wenn man nur etwas mehr mut gehabt hätte.