von montag bis freitag hatte ich besuch von einer japanischen freundin, die vor etwas über einem jahr ein semester als austauschstudentin in graz war und deren mentor ich war. ich kann gar nicht glauben, daß seither schon so viel zeit ins land gegangen ist... inzwischen hat sich so viel getan, so viel geändert, so viel bewegt. es war seltsam, diese freundin, die man mit erinnerungen vergangener tage verbindet, mit einer anderen zeit, jetzt wieder zu sehen. es war...ganz anders. graz war anders, damals. andere leute waren hier, die stimmung war auf unbeschreibliche weise anders, auch ich war anders. damals habe ich dieses mädchen oft mit anderen freunden zusammen getroffen und wir hatten alle einen riesen spaß. es war eine schöne zeit.
diesmal war das alles irgendwie...verändert. zwar ist sie noch immer die gleiche lustige person wie vorher, doch alles sonst hat sich geändert, die leute, die stimmung. es war irgendwie so, als käme ein zeitreisender aus der vergangenheit, den man mit anderen, mit vergangenen tagen in verbindung gebracht hat, plötzlich ins jetzt. irgendwas war einfach seltsam... unbeschreiblich.
abseits von solcherlei philosophischen überlegungen hatte ich eine menge spaß. obwohl ich sonst jeden abend vor mitternacht schlafen gehe, war es mir in diesen fünf tagen nicht möglich jemals vor 3 ins bett zu gehen. immer war da irgendwas, immer war ich in der stadt. immerhin muß man die zeit nützen, vor allem wenn sie auf nur knappe fünf tage begrenzt ist. ich habe es vermisst, mit mehreren freunden zugleich fortzugehen und mich dem spaß der aus solchen konstellationen und konversationen entspringt hinzugeben... in diesem sinne wünsche ich mir fast die tage zurück, als solche konstellationen noch jeden tag möglich waren. jetzt, irgendwie, sind alle über die welt verstreut und die, die noch da sind sind wie einzelstücke ohne richtige verbindung zueinander, scheint es mir. ich wohl ebenso...
als diese freundin gestern wieder zurück nach japan geflogen ist war der restliche tag auf einmal eigenartig leer. auch wenn einen ein freund nur fünf tage begleitet, eine zeit, die, so sollte man denken, dem gewöhnen keinen platz läßt, so merkt man doch danach, daß einem plötzlich etwas fehlt. so ist unser leben wohl ein ständiges zerissensein, ein purgatorium zwischen gewohnheit, dem vertrauten, und dem neuen, unbekannten, das wir zugleich anstreben und verstoßen. man gewöhnt sich viel zu schnell an allerlei sachen im leben, doch die wenigsten davon bleiben einem. auf der anderen seite ist verwunderlich, wie schnell man sich ebenso an die abwesenheit von gewohnheiten gewöhnt. ein überlebenswerkzeug, zweifellos. sonst würden wir wohl oft im leben untergehen, im ständigen verlangen danach was von uns gegangen ist...