des wahnsinns knusprige beute

einblicke und ausblicke in das und aus dem leben eines doktoratsstudenten auf der suche nach.... ja, was eigentlich?

Mittwoch, Dezember 20, 2006

bilanz eines jahres

schon wieder ist ein jahr vorbei.
und gemäß uralten traditionen, die niemand versteht, ist es wieder mal zeit, auf das vergangene jahr zurückzublicken und bilanz zu ziehen.
und die fällt diesmal (wieder einmal?) ziemlich ernüchternd, ja niederschmetternd aus.
zwar ist objektiv betrachtet einiges vorangegangen, ist eine entwicklung zu sehen, wenn ich jänner und dezember übereinanderlege, doch diese "objektive" betrachtung verträgt sich nicht mit dem gefühl, das ich in mir trage, daß sich stillstand breit gemacht hat in diesem jahr, daß ich nicht von der stelle komme.
objektiv ist viel geschehen. ich habe meine zivildienst beendet, war einen monat arbeitslos, hab mein doktoratsstudium begonnen, mich für ein stipendium beworben, es nicht bekommen, mich für ein anderes beworben, das mir zugesprochen wurde, war im sommer in japan und china, hab meine doktorarbeit zu schreiben begonnen... und doch....
in mir selbst, so weiß ich, ist alles beim alten, hat sich nichts getan. da sind noch immer dieselben wünsche, dieselben unerfüllten hoffnungen, die ich anfang des jahres, die ich anfang jeden jahres hatte, die ich - jetzt erst recht!- erfüllt sehen wollte. das neue jahr, trotz aller kälte, hat es so in sich, das gefühl des neuen, des frischen, und gibt einem die hoffnung, daß in diesem jahr alles anders werden könnte. und mit dieser kraft ausgestattet stürzt man sich in die tage des neuen jahres, und verwendet sich und seine talente in der hoffnung und zu dem ziel, daß eines schönen tages in diesem neuen jahr sich alles ändern wird und daß die wünsche endlich wirklichkeit werden, und einen nicht mehr in den träumen, sondern tagsüber vor den eigenen augen begegnen; daß man nicht mehr nachts aus den träumen erwacht, und sich die träume vor den augen auflösen, sondern daß man des nachts aufwacht und neben sich den inbegriff seiner träume liegen sieht.
und doch, am ende eines jahres steht man wieder alleine da, und die kraft die man noch vor wenigen monaten gespürt hat ist verflogen, ist investiert bis zum letzten und hat sich aufgelöst in der geschichte des vergangenen jahres, und das einzige was einem bleibt ist die erinnerung an mißerfolg und verlust, und ein jahr mehr auf dem kerbholz.
doch das neue jahr ist wieder nah. und mit ihm kommt neue hoffnung, "a fool's hope" sozusagen, und man stürzt sich wieder in dieselben fluten mit denselben wünschen und vergißt die wunden des vorjahres um wieder frischfröhlich in dieselben fallen zu tappen.
der mensch wird nicht müde, sich zum narren zu machen. und trotz dieser selbsterkenntnis lebe ich in der hoffnung, daß sich ein warmherziger gott mal meiner erbarmen wird und diese serie von mißerfolgen unterbrechen wird. auch das, wohl eine leere hoffnung. aber was wäre passender für einen versponnenen träumer, am sprung zu einem neuen alten jahr.